Joseph Wismayr (ed.), Ephemeriden der Italiänischen Litteratur für Deutschland

This series of pamphlets bringing information about minor forms of Italian literature to German readers includes frequent accounts, discussions, and translations of improvised poetry.

Performer Name:
Gianni; Bandettini; Corilla; Leoniceno; Serafino; Bernardo Accolti; Christoforo di Firenze; Sordi; Brandolini; Raffaele; Marone; Querno; Filelsi; Sasso; Ippolito di Ferrara; Pico della Mirandola; Gazzoldo; Girolamo Brittanico; Barrabello; Almanni; Strozzi; del Pero; Franciotti; Cesare da Fano; Bramante; da Vinci; Micheli; Barbara; Giovanna de’ Santi; Silfio Antoniano; Antonio Gelmi; Perfetti; Metastasio; Menichina; Sarchi; Gazzeri; Bachini
Performance Venue:
Paris; Verona
Performance Date:
 
Author:
Wismayr, Joseph (ed.)
Date Written:
 
Language:
German
Publication Title:
Ephemeriden der Italiänischen Litteratur für Deutschland
Article Title:
 
Page Numbers:
 
Additional Info:
Jahrgang 2, Band 1 (Hefte 1-3), Band 2 (Hefte 4-6)
Publisher:
 
Place of Publication:
Salzburg
Date Published:
1801

Text:

[Issue 1, page 87] 2. Februar, [Paris?]: Zu gleicher Zeit trat auch der Improvisatore Gianni, begleitet von der improvisierten Musik Brusasco’s, auf den Schauplatz. Sein MeisterStück ist ein Gesang aus dem StegReife über folgende Anekdote aus dem Kriege: Drey irrländische Unionisten wurden bey der bekannten Expedition von den Engländern gefangen und zum Tode verurtheilt. Drey französische Soldaten stellten sich im AugenBlicke der Auswechselung der Gefangenen für sie ins Gefängnis, und retetten sie.

[2.208] Die unter dem arkadischen Nahmen Amarillis in ganz Italien berühmte Improvisatrice, Sigra. Teresa Bandettini, hat sich vor Kurzem einige Mahle in Verona als Meisterinn in ihrer Kunst gezeigt, und Stunden lang über verschiedene ihr vorgeschriebene Sätze aus dem Stegreife Verse deklamiert. Sie gedenkt nächstens nach Deutschland zu gehen, und auch da ihre Talente bewundern zu lassen.

[3.335] Zu Florenz starb am 13ten Nov. 1800 die berühmte Improvisatrice Morelli, oder nach ihrem arkadischen Nahmen Corilla. Sie hatte schon vor mehreren Jahren, wie Petrarch, auf dem Kapitol den DichterKranz erhalten.

[4.74-93]
“Schilderung eines italiänischen StegreifDichters (Improvvisatore) im Momente der Begeisterung, vom Ab. Bettinelli, etc.” [A translation from Bettinelli, “Dell’Entusiasmo delle belle Arti”]
[78] Es scheint in der That, dass die Dichtkunst ihre Gewalt auf das menschliche Gemüth nie mächtiger beweise, als in extemporierten Productionen, wo der Dichter im AugenBlicke der schaffenden Begeisterung seinen Gesang unmittelbar in die Seele des Zuhörers hinüberströmt. Diese Wirkung, die der begeisterte Improvisator nie verfehlt, kann ein selbst mit dem Stempel der Vollendung bezeichnetes, und mit aller Kunst der Deklamation vorgetragenes Gedicht nie in gleichem Grade hervorbringen.
[88] Diess ist um so natürlicher, da einer Seits obgleich der Kunst, all’improvviso zu dichten, eigentlich kein besonderes Talent, sondern nur eine besondere Modifikation des allen gebildeten Nationen gemeinsamen DichtungsTalentes zum Grunde liegt, doch dem Italiäner unter seinem wärmeren HimmelsStriche, bey seinen reitzbareren Nerven, und flüssigeren Säften, feinere Empfindung, lebhaftere EinbildungsKraft und feurigere Energie der SeelenKräfte überhaupt, folglich mehr physische Disposition zum Improvisieren, als anderen Nationen, von der Natur zu Theile geworden zu seyn scheint […]
[91] Man darf in Rücksicht auf VerseBau und Reim nur eine flüchtige Vergleichung zwischen beyden Sprachen anstellen, um überzeugt zu werden, dass Apollo selbst, wenn er auch in tönender [92] Rüstung vom Olymp herabstiege, um in deutschen ReimVersen zu improvisieren, bald an der glücklichen Ausführung dieses Unternehmens verzweifeln würde. Um die Ausübung dieser Kunst in deutscher Sprache möglich zu machen, müsste der Dichter die Fesseln des Reimes völlig abwerfen, und das freyeste unter allen SyllbenMassen wählen, dasselbe, worin Griechen und Lateiner diese Kunst trieben, und worin auch die neueren Italiäner zu Papst Leo’s Zeiten häufig in lateinischer Sprache improvisierten. So urtheilt Fernow.

[5.143-78]
“Biographische Nachrichten von den berühmtesten Improvisatoren und Improvisatricen Italiens”
[Improvisatori discussed in this article:]
1. Niccolo Leoniceno von Vicenza
2. Serafino von Aquila
3. Bernardo Accolti von Arezzo (“der Einzige”)
4. Christoforo von Florenz (“l’altissimo”)
5. Cristoforo Sordi von Forli, Aurelio Brandolini von Florenz (Lippo Florentino), und Raffaele
6. Andrea Marone
7. Camillo Querno von Monopoli
8. Mario Filelsi, Pamsilo Sasso, Ippolito di Ferrara, Pico della Mirandola
9. Giovanni Gazzoldo, Girolamo Brittanico, Barrabello
10. Luigi Almanni, Giambattista Strozzi, del Pero, Niccolo Franciotti, Cesare da Fano, Lazaro Bramante, Leonardo da Vinci, Cecilia Micheli, Barbara, Giovanna de’ Santi
11. Silfio Antoniano
12. Antonio Gelmi
[…] so ist sie [die extemporane DichtKunst] doch immer noch, und vorzüglich seit dem letzten Viertel des verflossenen JahrHundertes, die LieblingsBeschäftigung genialischer Geister und Eine der edelsten und reinsten Vergnügungen des gesellschaftlichen Lebens für den gebildeteren Theil dieser geistreichen und für das KunstSchöne vielleicht mehr als jede andere empfänglichen Nation.
13. Bernardino Perfetti von Siena
14. Piero Metastasio
[brief mentions of Menichina (“eine toskanische Bäuerinn”), Livia Sarchi, Gazzeri, and Bachini]
15. Maddalena Morelli, oder Corilla
16. Fortunata Sulgher, oder Fantastici
17. Teresa Bandettini, oder Amarilli Etrusca
18. Francesco Gianni

Notes:

A copy of these pamphlets is available in the Bayerische Staatsbibliothek, Munich.

Collected by:
AE