Wilhelm Waiblinger, “Rosa Taddei, unter den Arkadiern Licori Partenopea”

In an article specifically focused on Taddei, Waiblinger discusses the poetical talents and education of Italian improvisatori, and names the former among the most skilled improvisatori of her time. Waiblinger provides written records of a number of Taddei’s improvised poems to illustrate the different poetic forms the improvisatrice commands, and to show how she incorporates the mandatory rhymes she is given by the audience.

Performer Name:
Taddei; Sgricci
Performance Venue:
Rome
Performance Date:
1827
Author:
Waiblinger, Wilhelm
Date Written:
1827
Language:
German
Publication Title:
Rosa Taddei, unter den Arkadiern Licori Partenopea
Article Title:
 
Page Numbers:
3:454-79
Additional Info:
Qtd from Wilhelm Waiblinger Werke und Briefe, Ed. Hans Königer
Publisher:
J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger
Place of Publication:
Stuttgart
Date Published:
1981

Text:

[454]

ROSA TADDEI,
UNTER DEN ARKADIERN
LICORI PARTENOPEA

 

Schon als wir vor Jahren zum erstenmal die Dichterin improvisieren hörten, fühlten wir uns zu einer Schilderung der Akademie aufgerufen, in welcher sie auftrat, und eine Reihe von Gedichten in den verschiedensten italienischen Versmaßen sang. Es machte jener Abend einen unauslöschlichen Eindruck auf uns, und wir glaubten uns in ein altgriechisches Musenfest, oder in die Virgilische Idyllenwelt versetzt; wir glaubten eine Sappho zu sehen, und es ist noch wenig, wenn wir ihr das Epigramm weihen:

Träumt’ ich die Muse zu sehn, so laß mir den Wahn! auf Papier nur,
Doch auf begeistertem Mund sah ich noch nie ein Gedicht.

Nun werden wir gewiß manchem unserer Leser, der sich für die außerordentliche Erscheinung eines solchen Dichterfestes unter den Italienern interessiert, willkommen sein, wenn wir ihm eine umständlichere Nachricht davon geben, und die Dichterin, der wir den ersten helikonischen Genuß desselben verdanken, und von der wir zu sprechen uns vorgenommen, ist würdig, ihre ganze Klasse zu repräsentieren. Wir sind nicht im Stande, noch Proben ihres ungemeinen Talentes zu geben, worüber sich unsere Leser nicht wenig verwundern möchten, und da wir so glücklich waren, sie auch im diesjährigen Carneval hier zu sehen, wiewohl sie wegen des Abscheidens Leo’s XII. nur Eine Akademie geben konnte, wir in ihrem Hause aufgenommen sind, und die treffliche Schauspielergesellschaft wohl kennen, welche schon zwei Carnevals hindurch in Rom spielte, so war es uns leicht, auch eine Abschrift der Musik zu bekommen, wit welcher wir Freunden des Gesanges ain angenehmes Geschenk zu machen hoffen.

Es möchte mancher Versklauber über den Alpen glauben, daß ein solches Improvisieren durchaus Scharlatanerie sei, auf nichts als Betrug und Täuschung beruhe, und daß eine Dichterin der Art nicht ohne äußerste Anmaßung auftreten könne. Ein solcher aber würde weder das italienische Volk, noch seine Sprache, noch überhaupt irgend Poesie kennen. Bekannt ist, welche glückliche Gabe, welchen Hang zur Dichtkunst selbst der römische Pöbel hat. Er hat [455] eine Art von volkstümlichem Rezitativ, das äußerst biegsam ist, immer variieren, sich ausdehnen und zusammenziehen kann, je nachdem sich dem Sänger Reime und Gedanken mehr oder minder schnell auf die Zunge drängen. Dies Rezitativ kennt jeder Vassallo, jeder Straßenjunge, und nun unterhält man sich auf der Straße, auf dem Spaziergang, im Cancelletto, in der Osterie Stundenlang mit einem Wechselgesang, der allerdings eine fröhlichere geistreichere Unterhaltung ist, als die Klagen über Steuern und Schultheißen, womit unser Volk seine traurigen Abende hinzieht. "Er ist ein Dichter", heißt es, und darunter versteht man immer einen Improvvisatore, denn das ist im Begriffe unzertrennlich, das Dichten oder Improvisieren selbst aber nennt man geradezu cantare. Wir sehen demnach, daß ein gewisses poetisches Talent dem italienischen, besonders dem römischen Volke angeboren, natürlich, daß es eine eigentümliche Äußerung seiner Natur ist. Wenn nun schon im Gesange eines Bauern dichterische Ausdrücke, Bilder, und Wendungen unverkennbar sind, man sich über die Leichtigkeit und Gewandtheit wundern muß, mit der er laut denkt und reimt, so wird doch gewiß dem Dichtertalent, wo es im höherm Grade, wo es gebildet und entwickelt auftritt, eine natürliche Herkunft nicht abzusprechen sein. Es ist nicht zu leugnen, daß gewisse Kunstgriffe damit verbunden sind, daß ein gebildeter Improvvisatore ein völliges Studium verfolgen, sich mit Mythologie und Geschichte, wie mit den italienischen Klassikern vollkommen bekannt machen, daß er sogar ganze Reden, Darstellungen von allen möglichen Affekten, Sinnsprüche und Sentenzen im Vorrat haben muß; aber was ist mit all’ dem zu beginnen, wenn die schnellverbindende Phantasie, das feine Gefühl, die vollkommene Gewalt der Sprache, die besonnenste Denkübung nicht vorhanden ist, um auch nur das Gelernte richtig vorzutragen und zusammenzureihen! Aber es ist nicht bloß das: es gibt wirkliche Dichtertalente, die zwar im Besitz jener Hülfsmittel sein müssen, aber in eigentlicher poetischer Tätigkeit als wahrhaft Begeisterte, und wenn einmal ihre Geister jenen höhern Aufschwung gewonnen, nur als blinde Organe der gereizten, unaufhaltsam fortarbeitenden Seelenkräfte erscheinen. Davon hat und Rosa Taddei, hat uns Sgricci überzeugt, und wenn wir später der Fesseln erwähnen, die dem Improvvisatore noch vom Publikum angelegt werden, so wird ein transalpinischer Versklauber denselben wahrhaft bewundern.

[456] Eine Tragödie zu improvisieren, worin gegenwärtig Sgricci von Arezzo der Berühmteste ist, das scheint für uns Deutsche anfangs eine Unmöglichkeit. Wir wissen, wie lange Geburtsschmerzen unsere ersten dramatischen Autoren gelitten, wissen, wie lange Schiller seinen "Wallenstein" in sich trug, wir wissen welch reifes Studium, welche anhaltende Überlegung die Struktur einer Tragödie nötig macht, und sprechen darum einem Improvvisatore jede Möglichkeit ab, ein auch nur mittelmäßiges Werk aus dem Stegreif zu liefern. Aber wir bedenken dabei nicht, wie verschieden eine italienische Tragödie von einer deutschen ist. Nehmen wir den größten Dramatiker Italiens, Alfieri, zur Hand, so werden wir bald unsere Meinung ändern. Seine Tragödie ist so einfach in der Intrige und in der Anlage, in Akten und Personen, daß es uns denselben Genuß verschafft, ob wir sie vorlesen, oder aufführen hören. Das Personale beschränkt sich auf vier oder fünf Individuen, jeder Aufwand und Pomp der Szenerie ist verbannt, der drei Einheiten sind hier in der Heimat, es fällt nicht einmal der Vorhang, und die ganze Tragödie ist kaum so lang, als Ein Akt des "Don Carlos".Lesen wir oder sehen wir die Werke Alfieris auf der Bühne, und langweilen uns die unablässigen Deklamationen, und die hochtrabenden Darstellungen von Affekten, so finden wirs wohl möglich, daß ein Werk der Art an Einem Abend entstehen konnte, wenn wir einmal von der Virtuosität des Dichters überzeugt sind; wie wir denn in der Tat im Jahr 1827 den gefeierten Sgricci auch eine Tragödie hier haben improvisieren hören, die sich noch überdies durch die reine toskanische Sprache auszeichnete.

Wie nun aber das lyrische Gedicht seiner Natur nach Erzeugnis, Äußerung und Sprache des momentanen Gefühls, und auch, wenns am Pult geschrieben wurde, eine Art von Impromptu ist, so muß es uns nur desto lebhafter ergreifen, wenn wirs von einem begeisterten Munde, im Gefolge des Gesanges, unmittelbar aus der schöpferischen Seele kommen sehen, eben weil dies seine wahre Natur, seine echte Entstehungsweise ist. Und darum ist auch eine Akademie von unserer Taddei etwas wahrhaft Ergreifendes, Herzerhebendes, und verfehlt die Wirkung selbst auf Gemüter nicht, welche sonst keine entscheidenen Freunde der Poesie sind. Wir haben noch von allen Fremden, die sie hörten, ihr Lob vernommen, diejenigen aber, denen wahres Gefühl und Urteil in der Poesie beiwohnt, versichern hören, daß sie einen unvergeßlichen Abend ge- [457] habt, und daß es ihre Vorstellung durchaus überstiegen habe. Die Italiener aber nehmen währen des Gesanges tätigen Anteil, indem sie die Reime mit ihr zu finden suchen, und wenn ihr eine schwere Stelle, ein schöner Gedanke, ein glücklicher Schluß gelungen, wird allgemeines Entzücken laut. Nur die Partie Sgriccis achtet sie weniger, und vielleicht nur, weil jener den Eintrittspreis auf etliche Scudi, und diese auf so viel Paoli setzt.

Es hat jeder, der eine Akademie besucht, das Recht, ein Thema abzugeben. Sind alle beisammen, so werden sie zuerst von einem Geistlichen (!) untersucht, ob ja kein unerlaubtes darunter sei, und unter solche zählte man auch: il pellegrino. Sodann werden sämtliche Themen von der Dichterin vorgelesen, und man hat Gelegenheit, zu bemerken, daß mancher im Theater ist, der eben nicht den feinsten Sinn für Poesie hat; gewöhnlich sind es Themen aus der Mythologie, aus der Geschichte, die sich unzähligemal wiederholen, und Dante, Petrarca und Tasso fehlen niemals. Je nach Ton und Inhalt werden sie für dies oder jenes Versmaß bestimmt, und in eine Kaspel geworfen, sie wird dem Publikum zur Ziehung präsentiert, und gleich nachdem die Themen gezogen worden, beginnet die Improvvisatrice die Ausführung.

Ihre bleiche Gesichtsfarbe, der leidende Ausdruck ihres ganzen Wesens macht anfangs einen bänglichen Eindruck, erregt fast Mitleid, und spannt die Erwartung aufs Höchste. Das Äußere der Dichterin ist edel, und voll bescheidener Würde, wie ihr ganzer Charakter. Diese eigentümliche Bescheidenheit, die ihr wohl ansteht, spricht sich rührend in den Versen aus, die sie auf einem Theater in Fuligno improvisierte, als sie das Publikum mit einer Menge Sonnette begrüßte:

Tutto è poco quanto possa
     Dire a voi l’umil Licori
     Che di tanti sommi onori
     Vi degnaste ricolmar; 
Se vi basta il buon volere
     Accogliete il mio desio,
     Che per tormi dall’oblio
     Altro merito non ho. 
Il silenzio è ancor facondo
     Più che dir non potrei mai, 
[458] E talor si spiega assai
     Chi risponde col tacer.

Einfache Worte, aber eben darum schön und herzlich, wie sie aus dem Innern kommen! Wer in solchen Versen redet, der hat gewiß die Weihe der Musen erhalten!

Ist das erste Erscheinen der Improvvisatrice beängstigend, sieht man sie gleichsam wie ein Opfer an, und deutet ihre Todesblässe auf die gewaltige Wirkung, die ein solcher höherer Geisteszustand auf den physischen Teil der Begeisterten ausübt, schweigt das gesamte Publikum, und lauscht und schaut die Sinnende, Schwankende an, während sie die präludierende Harfe in den Zauber des Rhythmus einwiegt, so pocht wohl jedes Herz, wenn sie plötzlich vortritt, und anhebt zu singen. Nun verschwindet nach und nach auch die Blässe ihres Angesichts, Feuer und Begeisterung atmet aus ihm, unaufhaltsam folgen sich Verse auf Verse, einer lockt den andern hervor, keinem Reime fehlt der andere, das Auge des sibyllenartigen Wesens blickt irrend ins Unendliche, das heftigste Mimenspiel begleitet den Gesang und seinen oft dramatischen Inhalt, und wenn sie zuweilen — doch ist’s höchst selten — fehlt und den Vers wiederholen muß, so erinnert uns das nur daran, daß sie tätig, daß sie Dichterin, Schöpferin ist, und nicht bloß vorträgt, was nicht mehr lebendig ist.

An einem Abend singt sie oft acht und mehr Gedichte, worunter sich wohl ein Dutzend Ottaven befinden mögen, und wenn es uns schon ermüdet und abstumpft, ihr nur so lange leidend zu folgen, so ist es kaum begreiflich, wie sie sich in frischer Aktivität zu erhalten vermag, da sie auch noch der Vortrag selbst anstrengt, indem dieser meisthin mehr als zwei Stunden dauert.

Um aber unsern Lesern eine vollkommene Vorstellung von ihrem Improvisieren zu geben, wählen wir aus der Sammlung ihrer "Estemporanei", welche in Fuligno nachgeschrieben, und in Spoleto gedruckt wurden, von jedem Metrum eines, und teilen es hier mit, indem wir für die Kenner und Freunde der Musik noch die schönen Melodien hinzufügen, in denen sie zu singen gewohnt ist. Wir brauchen nicht zu erinnern, daß die folgenden Proben nicht als Gedichte des Nachdenkens und Schreibepults, sondern als das betrachtet und beurteilt werden müssen, was sie sind, d. h. als Estemporanei. Dennoch finden wir eine hübsche reine Sprache, ene le- [459] bendige Phantasie, ein richtiges edles Gefühl, und eine Einfalt in ihnen, die wir als einen Hauptvorzug anpreisen, und die wir höher schätzen, als die überschwinglich romantische Dunkelheit, oder mit einem andern Wort, als den Unsinn, der in unsern heutigen Almanachs- und Journalspoesien vorherrscht.

 

Ottave

Wir sehen von der Dichterin nicht bloß zärtere Stoffe und leichtere lyrische Metren behandelt, sondern auch die epische Ottave und Terzine. Folgendes Gedicht zeige die stolzere Sprache, die aber nie ins Schwülstige übergeht, sondern immer gefällig und ungeschraubt bleibt. Zu bemerken ist noch, daß der Reim, der mit gesperrter Schrift gedruckt ist, immer vom Publikum aufgegeben worden.

 

IL GIUDIZIO DI PARIDE

 

Rime obligate:
g u e r r a
I d a
v i d e
v a n t i
G i u n o
C i n t o
r a t t a
v e z z o

Canto l’alta cagion di quella g u e r r a , 
     Che intorno a Troia poi durò dieci anni,
     E desolando la Troiana terra
     I Teucri duci pose in gravi affanni; 
     Il passato al pensier già mi disserra
     Le promesse fallaci, i tristi inganni…
     Vener, sei bella, ma sei pur funesta, 
     Se si toglie beltade, e che ti resta? 
Già insorta era la lite, e già sull’ I d a
     Moveano i passi le sdegnate Dive, 
[460] Il dio Cillenio rapido le guida,
     Ed il fato do Troia i passi scrive. 
     Paride il gregge suo minaccia e sgrida, 
     Perchè l’accesso a quelle circoscrive; 
     Che certo immaginar non si potea
     Che a lui venisse l’una e l’altra Dea. 
Quando verso di se venir le v i d e
     Si fè di fiamma il pastorello in viso, 
     E udita la cagion che le divide
     Il cor commove a un palpito improvviso. 
     Giudice destinato alle disfide
     Fra speranza e timor stassi indeciso. 
     Il pomo guata, e in mille dubbi avvolto
     Muto tien fisso sul terreno il volto. 
Minerva prima ad ostentar suoi v a n t i
     Mostra l’Egida immensa e il gran cimiero:
     Avrai quanti splendor tu brami e quanti
     Pregi può immaginare il tuo pensiero; 
     Della virtude i sovrumani incanti
     Ti formeran corteggio immenso e altero;
     Avrai quanto d’onor il tuo cor brama
     E il nome tuo consacrerò alla fama. 
Dicea; ma altera si presenta G i u n o , 
     Io son moglie di Giove, ha scritto in fronte; 
     Vede ei l’ardito ciglio e l’occhio bruno, 
     E il labbro pronto alle minaccie, all’onte; 
     Ch’ei fu ben troppo vil dirà taluno, 
     Ma quest ‘uno io veder vorrei sul monte
     A scioglier, s’egli ha cor cotesta lite
     Che tanti Eroi quindi sospinse a Dite. 
Venere ignuda, e sol stretta dal C i n t o ,
     Ch’ha in uso di portar continuamente, 
     Si mostra appena, e dice in core: Ho vinto; 
     E qual pomo egli è mio sicuramente. 
     All’amoroso inusitato istinto
     S’impallida nel volto e nella mente, 
     Paride ascolta un mormorio di cose, 
     Gli cadde il pomo, ed ei non ne dispose. 	(brava!)
Involontario fu quel moto, e  r a t t a
[461] Citerea lo raccolse e mise in seno;
     Minerva dal furor, dall’ira tratta
     Si spinse sulle strade del baleno; 
     Guinone dalla rabbia sopraffatta
     Sciolse agli accenti minacciosi il freno; 
     Paride di timor tutto s’investe, 
     Sente strisciar sul capo le tempeste. 
Ma Vener con un riso, con un v e z z o 
     Lo rassicura, e gli promette Elena; 
     Ne sente gioia, e ne dovria ribrezzo
     Perchè trista cagion di danno e pena; 
     Ma il canto qui interrompo e tronco a mezzo; 
     Diverria fosca l’aria or ch’è serena
     S’io dir volessi la funesta Istoria
     Ch’è ad Omero cagion d’eterna gloria. 

Vergleiche man die Melodie, und trage das Gedicht in ihr vor. Vergesse man auch nicht, daß die aufgegebenen Reime jede Wiederholung eines schon gemachten Verses verhindern.

 

Quinario flebile

Fünfsilbige Verse sind nichts Leichtes. Das Gedicht hat keinen großen poetischen Gehalt, aber wirkt in der Melodie herrlich, und ist einfach natürlich.

 

UGOLINO

Oh! de’partiti
    Il genio pera
    Che in cruda fiera
    Cangia il mortal. 
Veggo Ugolino
    Co’figli oppresso
    Mirar se stesso
    Ne’volti lor. 
Piange quel padre, 
    Non già per lui, 
[462] Pe’figli sui
    Parte di se. 
Vorria piuttosto
    Soffrir la morte, 
    Che ad egual sorte
    Color mirar. 
Sta nella carcere
    Che li rinserra, 
    Ove sol’erra
    Morte, ed orror. 
Del Sol non entra
    Un piccol raggio
    A dar coraggio
    Agli egri cor.
Pel duol tremendo
    Già più non piange, 
    Ma il crin si frange, 
    Morde la man;
Piangono i figli
    In tanta doglia…
    Padre la spoglia
    Distruggi pur;
Tu ne vestisti
    Cotesta carne, 
    Tu puoi spogliarne
    O padre ancor. 
Freme all’immagine
    Di tanto orrore; 
    Al Genitore
    Si rizza il crin. 
Volge le luci
    Sdegnose al cielo; 
    Lo rende un gelo
    Tanto dolor. 
Ma giunti al quarto
    Giorno dolente, 
    I figli sente
    Chieder del pan; 
E il pan non solo, 
[463] Ma insiem pietade, 
    E Gaddo cade
    Disteso al suol. 
Fra il quinto giorno
    Tutti moriro, 
    Ed il sospiro
    Ei ben n’udi. 
Volea soccorrerli, 
    Ma non potea, 
    E non piangea;
    Tanto impietri. 
Quando un silenzio
    Di morte intese, 
    I nomi imprese
    A richiamar:
M alla sua voce
    Nessun rispose, 
    O lamentose
    Le voci fur; 
Che l’eco sola
    Diè a lui risposta
    Cupa all’opposta
    Parte del ciel. 
Richiama i figli
    Ad uno ad uno
    E più il digiuno
    Del duol potè. 
Ahi dura terra
    Agli atti tristi
    Che non ti apristi
    Per la pietà!

 

Decasillabo

Häufig gibt das Publikum zum Thema noch einen Intercalarvers. Aber nicht genug, daß diese Fessel der Phantasie der Dichterin angelegt wird. Sie läßt sich noch die Reime zu demselben Intercalare aufgeben, schreibt sie der Reihe nach auf, wie sie ihr diktiert wer- [464] den, und hat also eben so viel Strophen zu dichten, als man ihr Reime gibt. Daraus entspringt manche Schwierigkeit, weil der Reim den Gedanken beschränkt, am meisten fällt es hier vor, wenn die Dichterin irrt, glückts ihr aber mit einem schlagenden Gedanken, so erfolgt ein ungestümer Beifall.

 

SILENO AMANTE RIFIUTATO DA LICORI

 

Intercalare:
A d e s t a r e l a f i a m m a d’ a m o r e
N o n è q u e s t a, S i l e n o, l’ e t à.

 

Reime zu a m o r e:
r o s s o r e
a r d o r e
v i g o r e
o r r o r e
f u r o r e
s a p o r e
s u d o r e

Egli è ver, che suol l’arido legno
     Avampar più giovin sul foco, 		(brava!)
     Ma in amore non val questo gioco, 
     E t’inganna, Sileno, il desir. 
D’offerirmi gli affetti tuoi sterili
     Come in volto non provi  r o s s o r e ?
     A  d e s t a r e  l a  f i a m m a  d’ a m o r e
     N o n  è  q u e s t a,  S i l e n o,  l’ e t à.
Sul giumento che a stento ti regge
     Pel gran vin che a riprese tracanni, 
     Tendi invano alle ninfe gl’inganni
     Tu ti mostri, esse fuggono allor. 
E pel vino, e per gli anni che opprimonti, 
     A seguirle ti manca l’ a r d o r e ,
     C h e  a  d e s t a r e  l a  f i a m m a  d’ a m o r e
     N o n  è  q u e s t a,  S i l e n o,  l’ e t à.
Ti destai con que’gelsi che in viso
     Ti scagliava per riso, per vezzo,
     Ma ora sento del fatto ribrezzo, 
     Se lo scherzo tu interpreti amor. 
[465] Della tarda canizie col gelo
     Non può unirsi degli anni il v i g o r e ;
     A  d e s t a r e  etc.
Corri, corri, t’invita il tuo Bacco
     Che ha legate le tigri sul cocchio, 
     Ma pel vino mal fermo quell’occhio
     Vede tutto d’intorno girar. 
Tu nol siegui, e vai dietro alle ninfe,
     Alle ninfe che ti hanno in  o r r o r e ; 
     C h e  a  d e s t a r e  etc.
Ma se poi speri avere uno sguardo, 
     Un accento, uno scherzo, un sospiro; 
     Non sperarlo che più ti rimiro, 
     Più del riso mi desti il desir; 
Ma se poi ti fa audace Cupido, 
     Il mio riso si cangia in  f u r o r e ;
     D i  d e s t a r m i  etc. 
Così allor s’eprimeva Licori, 
     Come appunto Virgilio ei dice, 
     In quel tempo amoroso e felice, 
     Che dell’oro splendeva l’età; 
E l’udiva Sileno bavoso
     Tutto acceso di rabbia e  f u r o r e .
     A  d e s t a r e  l a  f i a m m a  d’ a m o r e
     Q u e s t a  d u n q u e  n o n  s e m b r a  l’ e t à ;
Ripeteva Licori: se in petto
     Delli scherzi ti senti desio,
     Vedi come dell’Indie il gran dio
     T’offre a scherzi un aperto sentier; 
Va a gustar delle viti ubertose
     Il gradito e soave  s a p o r e ;
     C h e  a  d e s t a r m i  etc.
Vedi come di gioia ripieni
     Van fuggendo i Silvani pel monte, 
     E palesa cornuta la fronte
     A ciascuno la gioia del cor. 
Su; t’unisci a quel crocchio che sparge
     Pel piacer dalla fronte il  s u d o r e ;
     C h e  a  d e s t a r m i  etc.

[466] Den Reim f u r o r e hat die Dichterin zweimal vorgebracht, wahrscheinlich, weil sie im Augenblick nicht den Gedanken zu s a p o r e fand. Die scherzhafte Beziehung des Thema’s auf den arkadischen Namen unserer Taddei, Licori, wird der Leser schon bemerkt haben.

 

Senario

Den Feinden des italienischen Komponisten, dessen einschmeichelnde Werke so ausgebreitetes glänzendes Glück gemacht, wird folgendes sechssilbiges Gedicht keinen guten Begriff von dem Urteil unserer Arkadierin in Sachen der Musik beibringen. Sie müssen aber bedenken, daß die Dichterin vor einem italienischen Publikum steht, daß dieses Rossini allgemein anbetet, ein entgegengesetztes Urteil auf der Bühne ausgepfiffen würde, und im Intercalare jedem individuellen Urteil schon vorgegriffen ist. Übrigens mag Rosa wirklich ihre wahre Meinung gesagt haben, denn es fehlt den neuern Italienern bei allen Talenten fürs Wirkliche, Ausübende, Lebendige doch oft Kritik und die Gabe der Abstraktion. Wer aber zu den Anbetern des berühmten musikalischen Lope de Vega gehört, der singe in Jubel und Triumph die folgenden Senarien in ihrer Melodie ab.

 

EUTERPE A ROSSINI

 

Intercalare:
L a c e t r a d i v i n a
S a p e s t i t e m p r a r.

 

Reime zu divina:
d e c l i n a
i n c h i n a
l a t i n a
r e g i n a
f e r i n a
m e s c h i n a
d e s t i n a
r a f f i n a
s p i n a

[467]  Rossini, ha tal suono
     L’aurata tua cetra,
     Che dolce penetra
     Nel fondo del cor; 
Rossini, di gloria
     Si cinto tu sei
     Che Giove fra i Dei
     Ti volle innalzar; 		(italienische Hyperbel.)
Rossini di pregi
     Sei tanto fecondo
     Che stupido il mondo 	(wahr im anderm Sinn.)
     Hai fatto restar; 
Stupor che con gli anni
     Non cessa, o  d e c l i n a ;
     L a  c e t r a  d i v i n a
     S a p e s t i  t e m p r a r.	(das Intercalare hat sich verspätet.)
La critica invano
     Ti punge, ti offende,
     Più grande ti rende,
     Più bello ti fà. 
Al lauro ch’io t’ergo
     Ogn’uomo  s’ i n c h i n a ;
     L a  c e t r a  etc. 
Quel Iopa, che innanzi
     A Dido suonava
     Aveva men brava
     La mano di te; 
Quel Iopa, che onora
     La musa  l a t i n a		(war ein gefährlicher Reim.)
     M i a  c e t r a  d i v i n a
     N o n  s e p p e  i m i t a r.
Fra quanti finora
     Mi furon seguaci, 
     Tu solo mi piaci, 
     M’alletti tu sol; 		(Euterpe scheint also die Deutschen nicht zu kennen.)
[467] Tu sol, che mi rendi
     De’cuori  r e g i n a
     L a  c e t r a  d i v i n a
     S a p e n d o  t e m p r a r.
Ma gli uomini grandi
     Ch’han sommo intelletto
     D’invidia l’oggetto
     Si rendono ognor; 
D’invidia, che insulta
     Con alma  f e r i n a
     L a  c e t r a  d i v i n a
     S e n t e n d o  t e m p r a r.	(Gute Wendungen des Intercalare.)
Vorrebbe seguirti
     Co’vanni sul polo
     Ma l’alto tuo volo
     Non puote seguir; 
Che rade la terra
     L’invidia  m e s c h i n a
     L a  c e t r a  d i v i n a
     S e n t e n d o  t e m p r a r.
Si sforza l’indegna
     Con vecchi precetti
     Trovar de’difetti
     Nel dolce tuo suon. 
Ma invan, che alla gloria
     Il mondo  d e s t i n a
     L a  c e t r a  d i v i n a
     C h e  t’ o d e  t e m p r a r :
Se alcuno rampogna
     Il suon rimbombante, 
     Il cor trionfante
     Risponde così:
È questa quell’arte
     Che tutto  r a f f i n a,
     S i  l’ a r p a  d i v i n a
     S i  d e v e  t e m p r a r. 
La vita dell’uomo
     Somiglia a quel fiore
[469] Che sparge l’odore,
     Ma punge talor; 
La lode sia rosa, 
     L’invidia sia  s p i n a,
     L a  c e t r a  d i v i n a
     C o n t i n u a  a  t e m p r a r. 	(brava!)

 

Terzine

Nicht leicht könnte man das aufgegebene Thema lebhafter, dramatischer, rhetorischer erzählen nicht leicht den Charakter des Versmaßes würdiger halten. Zu bemerken ist, daß die Dichterin das "già" liebt, und es in historischen Themen gerne anbringt, bald damit in die Handlung einführt, bald es zur Steigerung der Lebhaftigkeit gebraucht.

 

SAULLA CHE SI TRAFIGGE
SUL MONTE GELBOÈ

Già torna dalla Maga disperato
     Il Rege d’Israel, che udito avea
     Da Samuel l’inevitabil fato; 
Il cor gli preme acerba doglia e rea, 
     Piange ed insulta in suon d’alta minaccia;
     Ma pianger sì non insultar potea; 
Rosso talor, talor pallido in faccia, 
     Ora innanzi si spinge, or torna indietro, 
     Nè sa quel si voglia, o quel che faccia. 
Così con disperato e incerto metro
     Passa il giorno funesto, infin che a notte
     Torna tutto a mirar l’orrido spetro; 
Lungo il seguian per le silenti grotte
     Tetri fantasmi, spaventose larve, 
     E immagini terribili e corrotte. 
Nuovamente gigante gli comparve, 
     Nuovamente gridò per ben tre volte:
     Morrai Saulle, e in così dir disparve. 
Non morrò, con le chiome al vento sciolte
[470] Esclamò il Re del popolo diletto:
     Ma morrai, ripetean le cupe volte. 
Alla seconda voce: Ah dunque stretto
     Dal mio destin, del nuovo giorno ai rai
     Sarò solo d’orror misero oggetto?
Sarà ver ciò che vidi ed ascoltai, 
     Oppur m’inganna l’agitata mente
     Per soverchio dolor confusa assai?
Disse; e ad un tratto diventò furente, 
     E non avea Davidde con quel suono
     Che calmar lo potea, benchè demente. 
Ode da lungi rimbombare il tuono, 
     Sull’occhio ha il lampo, le saette in core, 
     E chiede morte per estremo dono. 
Ma mille volte pur vivendo muore; 
     Ahi vita più di morte disperata
     Di rammarico piena, e di terrore!
Al sorger dell’aurora intorbidata, 
     Dell’alta tromba in ascoltar l’invito
     Sente l’anima in sen che si dilata; 
Si scuote, e corre alla battaglia ardito, 
     Ma vede a mezza via l’Angel di morte, 
     Che la sentenza gli segnò col dito. 
Le terribili cifre appena ha scorte, 
     Sente piegarsi le ginocchia al suolo; 
     E tutto abbandonato alla sua sorte
Grida fremendo: Ah! si finisca il duolo, 
     E dai mali ch’io soffro, a dalla vita
     Mi tolga in questo giorno un punto solo. 
Volge poi l’occhio, ed ahi cruda ferita
     Pel cuor d’un padre! de’trafitti figli
     Vede l’alma dal petto a far partita. 
Allora sì, che gli ricopre i cigli
     Un vel di morte, e sente intorno al core
     Di mille furie i sanguinosi artigli. 
Tragge l’acciar dalla vagina fuore, 
     E gridando: Ti appaga, Eterno Iddio;
     Spinge la punta in mezzo al petto e muore, 
     Spargendo sul terren di sangue un rio. 

[471] Das dünkt mich schön erzählt, das ist ein Meisterwerk von Dichtung aus dem Stegreif, und wenn man die feurige Phantasie, die raschfolgenden Auftritte und Begebenheiten, die Klarheit und Anschaulichkeit des Ausdrucks, die Kraft und Gewalt des Rhythmus, die rhetorische Auswahl der Prädikate und Epitheten, und das was der Italiener lingua elevata nennt, wenn man dies betrachtet, so scheint es fast unmöglich, daß es improvisiert worden. Wie es aber im Munde der Dichterin, im Augenblick seiner Entstehung, in der Majestät seiner Melodie ergriffen haben mag, kann jeder ermessen.

 

Ottonario

Abermals ein Gedicht mit Intercalarvers, aber ein achtsilbiges. Wir machen auf den artigen Schluß aufmerksam.

 

IL PREGIO DELLA ROSA

 

Intercalare:
S e i t u r o s a r u g i a d o s a
L a r e g i n a d’ o g n i f i o r.

 

Reime zu r u g i a d o s a :
s p i n o s a
s p o s a
n a s c o s a
r i t r o s a
p o s a

Rosa sei simbol divino, 
     E pel fiore e per lo stelo, 
     Quando cedi al brumal gelo, 
     Quando al tiepido calor. 
Come te dell’uman vivere
     È la via scabra e  s p i n o s a ;
     S e i  t u  r o s a  r u g i a d o s a
     L a  r e g i n a  d’ o g n i  f i o r. 
Il Giacinto, l’Amaranto, 
     Ed il Croco e la Giunchiglia, 
     E dei fiori la famiglia
[472] Non ha alcun simile a te. 
Di te sol s’adorna il crine
     All’altar la fresca  s p o s a ;
     S e i  t u  r o s a  etc.
E Catullo, Ariosto e Tasso
     A vezzosa verginella
     Te vivace, quanto bella, 
     Somigliarono talor. 
Ch’or ti mostri, e fra le siepi
     Or modesta stai  n a s c o s a ;
     S e i  t u  r o s a  etc.
Quel buon vecchio Anacreonte
     Di te sol cingeva il crine; 
     E di vita sul confine
     Sol di te sapea cantar; 
Sol per te dettava rime
     La sua Musa allor  r i t r o s a. 	(verunglückt.)
     S e i  t u  r o s a  etc.
Egli è ver che un giorno a Venere
     Il bel piede tu pungesti,
     E il colore ne traesti
     Che gelosa sai serbar. 
Ma non t’odia, anzi gentile
     Sulle fronde tue si  p o s a 
     S e i  t u  r o s a  r u g i a d o s a
     L a  r e g i n a  d’ o g n i  f i o r. 

 

Settenario

Hübsch erzählt. Abermals das "già".

 

IL RITORNO DI CLELIA A ROMA

Già le Romane giovani
     Son tratte a indegno ostaggio, 
     Ma sopportar l’oltraggio
     Non può di Clelia il cor; 
Quando la notte stende
[473] Più fosco il denso velo, 
     Volto lo sguardo a cielo
     Così favella in se:
Dunque Porsenna altero
     Andar potrà del vanto, 
     D’aver veduto il pianto
     Dal ciglio mio sgorgar?
Ah! Non fia mai; chi nacque
     In vetta al Campidoglio, 
     Del natal suo l’orgoglio
     Fa sempre rispettar.
Fanciulle! or via, se intrepide
     Siete, qual’io mi sono,
     Di libertade il dono
     V’invito a ricomprar; 
Disse: e nel cor magnanima, 
     Come feroce in volto, 
     Lascia al destrier disciolto
     Tutto sul collo il fren;
Ed il destrier si slancia
     Rapido in mezzo all’onde,
     Rimbombano le sponde
     Di quello slancio al suon. 
L’altre donzelle allora
     A esempio così forte
     Spezzano le ritorte 
     Ch’hanno d’intorno al piè.
E il nome della patria
     Sol pronunciando ognora,
     Colla novella aurora
     Tornano a Roma in sen.
Fremon gli Etruschi intanto, 
     Corrono a lor d’appresso, 
     Ma al vil non è concesso
     Il forte seguitar. 			(bene!)
E mentre i dardi scagliano
     Con non più visto metro, 
     Tornan que’dardi indietro
     A ricader sul suol. 
[474] Porsenna a tal portento
     Più non si oppose al fato, 
     E il patto desiato
     Segna di pace alfin;
E Roma ne’suoi Fasti
     Nella sue eterna Istoria,
     Questo d’immensa gloria
     Fasto novel segnò.

Damit schließen wir die Proben des Talentes unserer Taddei.* Leid tut es uns, noch sagen zu müssen, daß sie zuweilen wohl auch, um dem Publikum ihre Virtuosität zu zeigen, in Einem Thema alle diese sieben angeführten Versmaße wechselt. Eine solche unpoetische Spielerei, wie wir’s mit dem gelindesten Ausdruck nennen wollen, ist ihrer nicht würdig. Die beigefügten Melodien, in denen [475] sie ihre Gedichte vorträgt, sind zum Teil eigens für sie komponiert. Wir glauben damit dem Freunde der Musik ein um so willkommeneres Geschenk zu machen, als er damit außer den versi accentati alle gewöhnlichen lyrischen Versmaße der Italiener begleiten kann.

*Da der Tod Leo’s XII. und das langwierige Konklave keine öffentliche Belustigung auch der geistigen Art erlaubt, so konnte unsere Taddei nur einmal in "Argentina" auftreten. Dafür aber haben wir einen noch bessern und ungestörtern Genuß gehabt. Die Dichterin bot sich mir zu einer Privatakademie an, und ich verdanke es den Benühungen des Malers Rugendas, daß sich wohl an vierzig junge Männer, meist deutsche Künstler, zusammenfanden. Allgemein war die lebhafte Teilnahme, als die Erwartung durch das erste Gedicht befriedigt wurde, und wiewohl nur wenige unter der Gesellschaft mit der Sprache hinlänglich vertraut sein mochten, so war es doch wenigstens der Anblick der prophetischen Arkadierin, deren Angesicht sofort ein anmutiger Hauch von Jugend, Geist und Seele verklärte, ihre Bescheidendeit, ihr Anstand, ihre natürliche ungezwungene Würde, ihre reine Weiblichkeit, welche kein Herz ungerührt ließ. Sie behandelte neun Themen, und ich hatte die größte Not, sie abzuhalten, daß sie nicht noch mehrere sang. Gewiß konnten die unermüdeten Bemühungen des Malers Rugendas und meine eigene Absicht nicht besser gekrönt werden, denn die Akademie glückte im höchten Grade; schwerlich mochten sich noch so viele deutsche Künstler im Haus einer Improvvisatrice zusammengefunden haben; die Gesellschaft eignete sich, der Taddeischen Familie Achtung einzuflößen, denn Anstand und Artigkeit herrschte in ihr, und der Vater der Dichterin verwunderte sich zuweilen über die Gustav-Adolf-Bärte. Deutschland war würdig repräsentiert durch seine Künstler, und Italien wahrlich durch seine neue Corinna.

Notes:

Intended for Cotta's Morgenblatt für gebildete Stände, but the manuscript sent to Cotta was lost. The music to which Taddei’s improvisations were set is reproduced on pp. 476-79.

Collected by:
AE