Christian August Fischer, Gemälde von Valencia

A short article on the “trovadores” commonly found in Spain, which the author notes are different from the Italian improvisatori. Although the improvised songs of the trovadores are simple and conventional in content, Fischer admires their beauty.

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Performance Date:
 
Author:
Fischer, Christian August
Date Written:
 
Language:
German
Publication Title:
Gemälde von Valencia
Article Title:
Trovadores
Page Numbers:
1:210-12
Additional Info:
 
Publisher:
Heinrich Gräff
Place of Publication:
Leipzig
Date Published:
1803

Text:

[210] Auch Spanien hat seine Improvisatori, die den italiänischen weder an Talenten, noch an Berühmtheit nachstehn. Man findet deren in der Biscaya, weniger in den rauhen unpoetischen beyden Castilias, häufiger in Extremadura, Andalusien, und den übrigen südlichen Provinzen, am meisten aber in Valencia.

Hier hat sich, seit der alten Verbindung dieses Landes mit der Provence, ein Geist der Poesie und des Gesanges erhalten, der in diesen romantischen Thälern und unter diesem elysischen Himmel wahrscheinlich nie verschwinden wird.

[211] In welche Venta oder Posada man auch des Abends in Valencia kommen mag; immer trifft man einen solchen Trovador mit seiner Harfe oder Guitarre an. Hier singt er theils eine Menge schon bekannter, theils aus dem Stegreife componirter Balladen ab, so wie ihm der Inhalt erotisch, oder heroisch, dazu angegeben worden ist.

Freylich pflegen die erotischen Balladen, die beliebtesten und also die gesuchtesten zu seyn. Hier werden dann die Geheimnisse der Liebe, mit einer Wärme, mit einer Üppigkeit geschildert, die die Zuhörer oft zum Bolero, und nicht selten noch zu etwas schönerem verführt.

Übrigens sind alle diese Balladen in dem valencianischen Patois gedichtet, das aber für jeden, der etwas Französisch oder Italienisch versteht, sehr leicht zu erlernen ist.

Am glänzendsten zeigt sich das Talent der hiesigen Improvisatori bey den sogenannten Decimas, welches bekanntlich kleine poeti- [212] sche Gemälde von zehn Zeilen sind. Irgend ein Liebhaber unter den Zuhörern giebt dem Trovador die letzte Zeile auf, und sogleich macht dieser die neun übrigen, deren Inhalt, Reim, und Rhythmus zu den gegebenen passen muss, aus dem Stegreife dazu.

Wiewohl nun diese Decimas oft weiter nichts als zierliche Tautologien enthalten, so pflegen sie doch immer harmonisch, und zuweilen in jeder Rücksicht vortrefflich zu seyn.

Die Trovadores stehen bey ihren Landsleuten in aller der Achtung, die ihr Talent zu verdienen scheint. Sie sind gewöhnlich Hochzeitbitter, Memorialistas und dergleichen, und zeichnen sich durch ihre genialischen Sitten, und ueberhaupt durch ihr leichtes, sorgenfreyes, poetisches Leben aus.

Notes:

 
Collected by:
AE