Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg

The character Frau von Häseler marvels at the skills of the German improviser Langenschwarz, recounting his success in finding a rhyme for a very difficult word. Mathilde von Rohr, the subject of this article, finds it difficult to compare improvisation with more serious types of poetry, and responds with a degree of reservation.

Performer Name:
Langenschwarz
Performance Venue:
 
Performance Date:
 
Author:
Fontane, Theodor
Date Written:
 
Language:
German
Publication Title:
Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Article Title:
Mathilde von Rohr
Page Numbers:
2.3:454
Additional Info:
Qtd from Werke, Schriften und Briefe, Section II, vol. 3, ed. Walter Keitel and Helmuth Nürnberger
Publisher:
Carl Hanser
Place of Publication:
Munich
Date Published:
1978

Text:

"Da war hier vor zwanzig Jahren ein Improvisator Langenschwarz, ein jüdischer, aber ziemlich distinguiert aussehender Mann, und hatten wir damals eine Matinee im Konzertsaal, es war das letzte Jahr unter des hochseligen Königs Majestät. Und das Thema war >Alexanders des Großen Tod< und jeder, der anwesend war, hatte das Recht, ihm ein Reimwort zuzurufen. Und da war ja nun dieser schreckliche Mensch, der Glasbrenner, d. h. eigentlich war er gar nicht so schrecklich und konnte es nur sein, wenn er wollte, der rief Langenschwarzen, weil er eine Pike gegen ihn hatte, das Wort >Blutwurst< zu, so daß einige lachten, während wir anderen alle zusammenschraken. Aber was denken Sie, was geschah? Ohne daß dieser Langenschwarz sich verfärbte, nahm er das furchtbare Wort in seine Dichtung auf, und ich weiß auch noch, daß er mit >Glutdurst< darauf reimte, was damals jeder bewunderte, so daß Glasbrenner eigentlich geschlagen war, und wenn ich mir das alles vergegewärtige, — Hülsen war damals noch Leutnant und hatte die Plätze besorgt — so muß ich doch sagen, das war schwerer." Lepel und ich stimmten vollkommen ein, Fräulein v. Rohr aber fand diesen plötzlichen Einwurf in eine Debatte, die sich doch mit einer ernsten Dichtung zu beschäftigen habe, ziemlich unangemessen und sagte: "Frau von Häseler, ich muß Ihnen doch bemerken, daß ich das Gedicht der beiden Herren seit vorigem Sonntag abschriftlich besitze, und daß ich es sowohl der Gräfin Schwerin wie dem Prinzen Georg vorgelegt habe, die beide von der besonderen Schwierigkeit sprachen. Es wird also wohl auch schwer sein. Der Prinz ist selbst Dichter, wie Sie wissen, und ein Mann von Urteil."

Notes:

Wanderungen durch die Mark Brandenburg originally published 1862-1889.

Collected by:
AE